Faszination Bogensport sei es im Freien oder in der Halle
Die Sonne geht gerade hinter den Tannengipfeln im Ennetacher Stadtwald auf, Tau liegt noch auf den Wiesen, da kann man einen seltsamen Trupp im Wald nahe des Ennetacher Schützenhauses beobachten. Angetan mit fester Kleidung, hohen Stiefeln, verwegenen Hüten auf dem Kopf, einen Lederköcher mit Pfeilen und Fernglas am Gürtel und einen Bogen in der Hand bewegen sie sich durch die Trampelpfade des Unterholzes, um plötzlich stehenzubleiben, nach kurzer Beratung den Bogen zu spannen und auf ein für den Beobachter unsichtbares Ziel einen Pfeil abzugeben.
Wem ging es jetzt an den Kragen ? Wenn der stille Beobachter näher herangeht, wird er aufatmend feststellen, daß das Ziel eine große schwarze Scheibe mit schwarzen Ringen und einem gelben Mittelpunkt ist. Immer zwei Bogenschützen stehen an einem rot/weiß gekennzeichneten Pfahl und versuchen, möglichst ins Gelb zu treffen. Diese Bogenschützen üben die Kunst des Feldbogenschießens aus, wohl der schwierigste Wettkampf im Bogensport. Hierbei wird von einem Bogenschützen sein ganzes Können gefordert. Bei einem Jagdparcours stehen 12 Scheiben mit wechselnden Auflagen in verschiedenen Entfernungen bis 60m. Es gibst Hoch und Tiefschüsse zu bewältigen und in der ersten Runde muß die Entfernung zur Scheibe geschätzt werden. Dabei ist so manch buntbefiederter Pfeil schon statt auf der Scheibe im dichten Unterholz oder im weichen Waldboden auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Der Anfänger wird natürlich zuerst auf dem Platz üben.
Gerade in diesem Jahr hat die Schützengilde bei der Schießanlage einer der schönsten Bogenschießplätze fertiggestellt und ein kleines Paradies geschaffen mit einem Bogenplatz und einem Feldbogenparcour.
Der am Bogenschießsport Interessierte kann dort üben und sich beraten lassen, damit auch für ihn die lautlose Faszination des ?fliegenden Pfeils? Wirklichkeit wird. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Es gibt Blank- und Langbogen, die dem ursprünglichen Bogen der Indianer und Jäger am ehesten ähnelt.
Dann gibt es den Recurvebogen, der lange Zeit die Bogenszene beherrschte. Hier wird die volle Kraft des Bogens ausgezogen, es gibt ein Visier mit Entfernungseinstellung, Stabilisatoren, die die enormen Schwingungen des Bogens auffangen und verstellbare Pfeilauflagen. Von Amerika kommend tritt seit einiger Zeit der Compoundbogen seinen Siegeszug auch in Europa an. Dieser Bogen hat an den Wurfarmen oben und unten Metallrollen, an denen die aus Spezialgarnen oder auch Metall gefertigten Kabel und die Sehne befestigt ist. Hier wird ähnlich wie bei einem Flaschenzug die Auszugskraft nach Überwindung des Scheitelpunktes auf die Hälfte , sogar bis zu 80% reduziert.
Die Technik herrscht vor. Visiere mit Vergrößerungslinsen, sogenannte Scopes, Auszugshilfen und Wasserwaagen machen den Bogen zu einem High-Tech-Gerät.
Alle diese Bögen werden bei den Wettbewerben des Deutschen Schützenbundes von Kreis- bis Deutscher Meisterschaft eingesetzt und auf der Ennetacher Anlage oder in den Wintermonaten in der Halle trainiert.
Die weiteste Entfernung auf dem Platz bei den Meisterschaften beträgt 90m und ein geübter Schütze trifft auf diese Entfernung einen Zehner, der nur einen Durchmesser von 12cm hat. Angefangen wird jedoch erst einmal bei 5 bis 10m. Wichtig ist für den Anfänger, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn das Bogenschießen, welches doch so leicht und elegant aussieht, auf einmal doch seine Tücken hat. Übung macht den Meister.
Im Winter wird in der ?Alten Turnhalle? auf 18m geschossen und trainiert. Auch hier gibt es Liebhaber, die diese Sportart bevorzugen. Die eigentliche Faszination liegt jedoch im Schießen in der freien Natur. Du steht in völliger Konzentration da, der Pfeil wird auf die Sehne aufgenockt, du ziehst aus, visierst das Ziel an und gibst den Pfeil von der Sehne frei. Dieser sucht sich seinen Weg in atemberaubender Geschwindigkeit und unter Drehung schlägt er dumpf auf der Scheibe ein. Es ist eine Art Befreiung von der Konzentration und der Anspannung, ein guter Schuß lößt im Schützen Befreiung und Freude aus. Auch die Untugenden des Wetters verlangen den Bogenschützen einiges ab, wenn bei einem Wettkampf nach einem Sonnenschein auf einmal ein starker Wind weht oder der Regen prasselt. Dann heißt es, sich schnell auf die neue Situation einstellen. Bogensport ist ein moderner Sport, lautlos, umweltfreundlich, naturverbunden und stärkt Körper und Seele. Gerade in der heutigen stressigen Schul- und Arbeitswelt ist der Schießsport und besonders der Bogensport ein Ausgleichsventil für jeden Ruhesuchenden. Der enorme Zulauf bei den aktiven Bogenschützen in Ennetach in den letzten Monaten in den Altersklassen von 10-70 Jahren zeigt, daß man mit dieser Sportart in Ennetach auf dem richtigen Weg ist. Spätestens seit der Olympiade in Barcelona, wo ein brennender Pfeil, von einem Bogenschützen geschossen, das olympische Feuer in der Schale entzündete, ist dieser schöne Sport weltweit bekannt geworden und findet verstärkt seine Anhänger.
Schützengilde Ennetach e.V.